Für die Polizei ist es bis dato die wohl bequemste aller möglichen Erklärungen, dass Sonja zu einer für sie unbekannten Person ins Auto eingestiegen sein soll.
Wie kommt die Polizei auf diese These?
Sonjas damalige Freundin Lucie hat u.a. bei der Polizei ausgesagt, dass Sonja angeblich des Öfteren per Anhalter gefahren wäre. Nachdem Sonjas Mutter Lucie daraufhin damit konfrontierte, gab Lucie zu, dass sich diese Aussage auf ein einziges Mal bezog, als Sonja vor dem Lokal „Liberty“ Jugendliche fragte, ob man sie, sowie ihre Freundinnen mit dem Auto mitnehmen würde. Diese spontane Mitfahrgelegenheit kam jedoch nicht zustande. Alleine wäre Sonja, soweit bekannt ist, nie freiwillig ohne Anwesenheit, Zureden oder Verbürgen von Bekannten in ein fremdes Auto eingestiegen.
In diesem Zusammenhang behauptete Robert der sog. letzte Begleiter, dass Sonja während eines Englandaufenthaltes öfters per Anhalter gefahren sei. Ob diese Aussage von Robert der Wahrheit entspricht, ist ungewiss.
Äußerst fraglich jedoch, ob jemand, der ansonsten nie per Anhalter fährt, dies dann ausgerechnet in einem fremden Land macht.
Aus welchem Grund soll Sonja am 11.04.1995 gegen 2:30 Uhr vom Stiglmaierplatz per Anhalter gefahren sein?
Angeblich stand sie in der Telefonzelle am Stiglmaierplatz als die Trambahn der Linie N20 einfuhr, mit der sie nach Hause hätte fahren können. Sie hätte nur ca. zwei Meter über die Straße laufen müssen um die Trambahn zu erreichen. Ein Katzensprung. Mit dieser Tram hätte sie zum Hauptbahnhof fahren können und hätte von dort aus bequem die Linie N19 nach Hause nach Laim nehmen können.
Selbst wenn Sonja die N20 wirklich verpasst hätte (was aufgrund der kurzen Entfernung zwischen Telefonzelle und Trambahnhaltestelle kaum möglich ist), so hätte sie immer noch zu Fuß zum Hauptbahnhof gehen können. Der Fußweg vom Stiglmaierplatz bis zum Hauptbahnhof beträgt ca. 10-15 Minuten. Am Hauptbahnhof hätte sie auf die N19 warten können, die damals um die fragliche Uhrzeit nachweislich immer noch im Stundentakt fuhr.
Einen gültigen Fahrausweis für die öffentlichen Verkehrsmittel hatte Sonja bei sich und es ist von vorneherein geplant gewesen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder nach Hause zu fahren.
Warum sollte sie es also vorgezogen haben, zu einer fremden Person ins Auto einzusteigen, anstatt mit der Trambahn sicher und unproblematisch nach Hause zu fahren?
Ihre Eltern (und auch ihre Schwester) hätten von Laim aus rund 30 Minuten benötigt um zum Stiglmaierplatz zu kommen. In der gleichen Zeit wäre Sonja bereits zu Hause gewesen, wenn sie die Trambahn genommen hätte.
Der Stiglmaierplatz befindet sich sehr zentral gelegen mitten in der Münchner Innenstadt. Er eignet sich allein durch seine geographische Lage überhaupt nicht zum Trampen, da vorbei fahrende Autos in unzählige verschiedene Richtungen fahren. Es ist eine Sache sich als Tramper an eine Autobahn zu stellen und darauf zu hoffen in Fahrtrichtung mitgenommen zu werden, aber es ist eine völlig andere Sache mitten in einer Großstadt zu trampen. Noch dazu mitten in der Nacht und als Frau!
Wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit in einer großen Stadt wie München mitten in der Nacht am Stiglmaierplatz ausgerechnet eine Person zu finden die a) bereit ist eine Tramperin mitzunehmen und die b) auch noch in Richtung Laim fährt?
Wohl ein äußerst waghalsiges und auch gefährliches Unterfangen darauf zu spekulieren mitten in der Nacht als junge attraktive Frau gegen 2:30 Uhr vom Stiglmaierplatz mitgenommen zu werden, um sicher und gefahrenlos nach Hause zu kommen.