Angeblich blieben die vier bis etwa 20 Minuten vor 1 Uhr früh im Lokal „Vollmond“, um danach zu Fuß zu Julians Wohnung zu gehen. Julians Eltern waren zufällig nicht zu Hause. Die Wohnung befindet sich in der Schellingstraße (Hausnummer bekannt), also etwa 8 Minuten Fußmarsch vom Lokal entfernt. Julian äußerte, das er Sonja und Robert nicht dazu aufforderte ihn und Josef in die Wohnung seiner Eltern zu begleiten und das es ihm auch nicht sonderlich recht war, da er eigentlich schlafen wollte. Angeblich sind ihm Sonja und Robert einfach zur Wohnung gefolgt.
Nach Julians Aussage hielten sich Sonja und Robert bis ca. 2:10 Uhr dort auf, er musste sie förmlich hinausschmeißen, da er sich mit seinem Freund Josef nun endlich zur Ruhe begeben wollte. Weiter behauptete Julian, dass Robert überhaupt keine Eile zeigte und bis dahin auch keine Anstalten machte zu gehen. Des weiteren das sich Sonja die gesamte Zeit im Lokal, wie auch in der Wohnung auffällig müde verhielt. Angeblich wollte Sonja bereits in der Wohnung ihre Schwester anrufen, um sich von ihr mit dem Auto abholen zu lassen. Julian äußerte dazu, dass man dort meinte, dies um solche Zeit nicht mehr zu tun. Soweit Sonjas Eltern es wissen, wurde bei der polizeilichen Einvernahme geäußert, dass Sonja Angst gehabt hätte, ihre Schwester anzurufen.
Vollkommen konträr zu dem was die drei Jungs aussagten (Sonja und Robert sollen gegen 21:40 im „Vollmond“ eingetroffen sein), steht die Aussage einer Bewohnerin in Julians Haus. Sie sagte aus, dass sie Sonja und Robert bereits gegen ca. 22 Uhr im Hausflur im Wohnhaus in der Schellingstraße gesehen hat. Die Aussage dieser Nachbarin wurde in der öffentlichen Berichterstattung von der Polizei noch nie erwähnt.
Gegen ca. 2:00 Uhr erhielt Sonjas Freundin Maria einen sehr sonderbaren Anruf. Jemand rief bei ihr zu Hause an und äußerte mit verstellter Stimme obskure Äußerungen und Drohungen. Maria war überzeugt, dass Robert der Anrufer war. Ihre Eltern waren nicht zu Hause und nur die Clique konnte dies wissen. Eine Schulfreundin war bei ihr. Maria hatte nach dem Anruf dermaßen Angst, dass sie zu ihrer Nachbarin ging. Im Rahmen der Einvernahme berichtete sie diesen Vorfall der Polizei. Die Polizei beurteilte diesen Anruf als nicht relevant, Maria wurde aber dennoch angehalten, hierüber Stillschweigen zu wahren.
Ein ehemaliges Sektenmitglied deutet diesen Anruf als eine in der Sektenszene durchaus übliche Art der Androhung von Sanktionen bei Ungehorsam.
Laut Julian hat niemand in seiner Wohnung telefoniert. Und auch Robert stritt zuerst ab, den besagten Anruf bei Maria getätigt zu haben. Zumal man ja dort angeblich allgemein der Meinung war, um diese Zeit niemanden mehr mit einem Telefonanruf belästigen zu können.
Am 23.05.1996, gab Kriminaloberrat Nagel gegenüber Sonjas Eltern zu, dass Robert gestanden hat, diesen Anruf getätigt zu haben und zwar von Julians Wohnung aus!
Das gleiche Wohnhaus in der Schellingstraße im Jahr 2014
Es ist an dieser Stelle wissenswert, dass Maria später noch weitere Anrufe erhielt. Maria wollte nach Sonjas Verschwinden nichts mehr mit der Gruppe zu tun haben. Sonjas andere Freundinnen Lucie, Anna und Elli versuchten immer wieder Maria zurück in die Gruppe zu holen. Sie riefen Maria mehrmals an und drängten, dass sie sich wieder mit ihnen treffen solle. Am 23.09.1995 um 4 Uhr früh wurde Maria von Lucie und der Clique vom Hauptbahnhof aus angerufen und terrorisiert. Am 28.03.1996 rief sogar unüblicherweise Robert bei ihr an.
Die Mieter unter Julians Wohnung, wie auch deren Freunde und Freundinnen kannten Sonja von früher. Laut Aussage dieser Familie hatte Julian, wenn seine Eltern nicht zu Hause waren, Besuch von obskuren Gestalten. Desweiteren äußerten sie, dass es in Julians Wohnung häufig laut zugeht. Da es sich bei dem Haus in der Schellingstraße um ein hellhöriges Haus handelt, fällt dies auf. Es gibt auch Behauptungen, dass Julian haschte und dealte. In diesem Zusammenhang ist auch erwähnenswert, dass bei polizeilichen Vernehmungen auch Aussagen über Drogen erfolgten, die Sonjas Eltern jedoch nicht genau bekannt wurden.
In der Nacht vom 10.04./11.04.1995 wurde in Julians Haus und aus dessen Wohnung von den Hausbewohnern kein störender Lärm wahrgenommen. Die vier hätten sich somit äußerst still verhalten haben müssen, obwohl angeblich auch noch Musik angehört worden sein soll. Auch ein in diesem Haus wohnender aufmerksamer pensionierter Polizist hat hier nichts Störendes festgestellt.
Nachdem Sonjas Vater im Haus war, hörten laut Aussage der Bewohner der unteren Wohnung die Besuche der obskuren Gestalten bei Julian auf.
Ca. 1/2 Jahr nachdem Sonja verschwunden war, hängten Sonjas Eltern ein Suchplakat bei Julians Haus auf. Die Bewohnerin, die unter Julians Wohnung wohnte beobachtete, wie Julian, als er das Suchplakat sah, einen großen Bogen um dieses machte und auf die andere Straßenseite ging.
– Warum behauptete Julian, dass niemand in seiner Wohnung telefoniert hätte, obwohl Robert den Anruf bei Maria später zugab?
– Warum stritt Robert den Anruf bei Maria zuerst ab?
– Was war der genaue Grund für den Anruf bei Maria?
– Wurde dieser Anruf tatsächlich in Julians Wohnung getätigt?
– Warum rief Sonja ihre Schwestern nicht bereits von der Wohnung aus an, um sich direkt dort von ihr abholen zu lassen, anstatt sich vom Stiglmaierplatz abholen zu lassen? (Die zusätzliche Fahrtzeit für die Schwester hätte lediglich 3-4 Minuten betragen)
– Warum hat in jener Nacht kein Bewohner in Julians Haus irgendwelche störende Geräusche registriert, obwohl es ein hellhöriges Haus ist?
– Warum hörten die Besuche von obskuren Gestalten in Julians Wohnung laut Aussage der Bewohner des Hauses abrupt auf, nachdem Sonjas Vater im Haus war?
– Warum reagierte Julian derart merkwürdig auf ein Suchplakat?
Vielen Dank an Herrn S.S. für die Bereitstellung von Fotomaterial der aktuellen örtlichen Begebenheiten.
Wochen vor Sonjas Verschwinden beklagte sie sich, dass bei längeren Telefongesprächen häufig Knacksgeräusche im Hörer auftraten. Sonjas Eltern gingen von technischen Unzulänglichkeiten aus und maßen diesem Vorkommnis keine weitere Bedeutung bei. Auch eine gewisse Zeit nach Sonjas Verschwinden, selbst nach Austausch gegen einen neuen Telefonapparat, traten diese Störungen noch eine gewisse Zeit danach sporadisch auf.
Sonjas Eltern gehen daher davon aus, dass ihr Telefonapparat bzw. Sonjas Gespräche abgehört wurden. Dies gaben sie auch bei der Polizei an, dort verneinte Kriminaloberrat Udo Nagel sehr emphatisch eine solche polizeiliche Aktion, obwohl Sonjas Eltern dies nach Sonjas Verschwinden als selbstverständlich akzeptiert hätten. Sie sind der Meinung, dass dies bereits vor ihrem Verschwinden und zwar von Unberechtigten erfolgte, andernfalls hätten sie ja annehmen dürfen, dass Sonjas Verschwinden von den Strafverfolgungsbehörden verhindert bzw. deren Ermittlung danach wohl etwas profihafter bzw. effizienter durchgeführt worden wäre.
Die Diskothek „Tilt“ in der Helmholtzstraße 12 im Jahr 1995, die Sonja desöfteren Donnerstags gemeinsam mit ihren Freundinnen besuchte.
Am 21.03.1995 lag vor der Wohnungstür eine wunderschöne rote Rose mit chinesischen Schriftzeichen auf den Blütenblättern, die übersetzt bedeuteten “Ich liebe Dich”.
Sonja wusste nicht, von wem sie abgelegt wurde, vermutete aber von Robert (nicht zu verwechseln mit Robert, dem letzten Begleiter. Die beiden Personen haben lediglich zufällig den gleichen Vornamen) , einem Bekannten der auch jeden Donnerstag die Musikhalle “Tilt” besuchte. Er bemühte sich um Sonja. Sie war einmal mit ihm aus, dabei blieb es allerdings. Sonja hatte kein weiteres Interesse an ihm.
Robert wurde kurz nach Sonjas Verschwinden von ihrer älteren Schwester Silvia im “Tilt” angetroffen. Auf die Rose angesprochen, gab er zu, diese Rose eigenhändig bemalt und dort abgelegt zu haben. Des Weiteren das er am Ostersonntag früh um 4:40 Uhr (also 5 Tage nach Sonjas Verschwinden) bei Sonjas Eltern angerufen habe (als sie den Telefonhörer abnahmen, war die Anwahl bereits unterbrochen). Trotz angebrachter Suchplakate beim Eingang des o.g. Lokals, wollte er von ihrem Verschwinden nichts gewusst haben. Zur Sache meinte er, dass Sonja labil sei und möglicherweise Selbstmord begangen habe und des Weiteren, dass Robert (der letzte Begleiter) wohl wisse wo sie sei.
In letzter Zeit verstand sich Sonja gut mit Thomas, Student und ehemaliger Schulkamerad ihrer älteren Schwester. Er hing früher ebenfalls der “Waver-Richtung” an und Sonja konnte sich daher sehr gut mit ihm unterhalten. Vermutlich ärgerte dies Robert, denn nach Sonjas Aussage nervte sie dieser in letzter Zeit sehr. Sonja ließ sich ihm gegenüber häufig verleugnen, nur um nicht mit ihm auszugehen zu müssen.
Am 04.04.1995 hatte Sonja ihren 19. Geburtstag. Anlässlich ihres Geburtstages feierte sie in den darauffolgenden Tagen zusammen mit ihren Freundinnen Lucie, Elli, und Anna, mit denen sie regelmäßig ihre Freizeit verbrachte, in verschiedenen Diskotheken. Die vorläufige Feier fand im Lokal “Hexe” in Gröbenzell statt. Am folgenden Donnerstag, den 06.04.1995 war die Gruppe sehr lange im “Tilt”. Am nächsten Tag, Freitag, dem 07.04.1995, fand dann die eigentliche Geburtstagsfeier in der Wohnung von Elli und Anna statt, wo Sonja bis Samstagmittag blieb. Am Sonntag, dem 09.04.1995 war sie dann nochmals bei den beiden.
Durch das tagelange Feiern und Ausgehen war Sonja am Montag, den 10.04.1995 sehr müde. Sie hatte daher auch keine Absicht, an dem verhängnisvollen Montag, auszugehen. Begründet ist dies auch darin, dass sie das mit ihrer Schwester gemeinsam genutzte Auto für diesen Abend nicht reserviert hatte.
– Von wem wurde das Telefon der Engelbrechts abgehört?
– Wie kommt der Rosenkavalier Robert darauf, dass Sonja möglicherweise Selbstmord begangen haben könnte und das Robert, der letzte Begleiter wisse wo Sonja sei?
– Aus welchem Grund rief Robert am frühen Morgen, gegen 4:40 Uhr am 16.04.1995, bei den Engelbrechts an?
Laut Robert fuhren Sonja und er vom Hauptbahnhof aus mit der U-Bahn zum Josephsplatz. Von dort aus ging es zu Fuß weiter zum Lokal „Vollmond“, das sich in der Schleißheimerstaße 82 befindet (der heutige Name des Lokales ist „Stadion an der Schleißheimerstraße„). Als beide gegen ca. 21:40 Uhr im “Vollmond” eintreffen (laut Aussage von Josef), treffen sie dort angeblich zufällig Josef (einen Freund von Robert) und seinen Freund Julian. Die zwei Jungs wollen an einem 4er-Tisch gesessen haben. Zufällig fanden Sonja und Robert auch gleich Platz an deren Tisch, obwohl das Lokal recht voll war.
Gegenüber Sonjas Eltern bestätigte Julian oben genannte Zufälligkeiten und behauptete auch, Robert vorher nicht gekannt zu haben.
Die Kellnerin, die an diesem Abend alleine die Gäste im „Vollmond“ bediente, war sich später unsicher ob sie Sonja im Lokal gesehen hatte. Laut ihr wäre es möglich das Sonja dort gewesen sei, es wäre aber genau so gut möglich, dass sie nicht dort gewesen sei. Die Kellnerin wurde übrigens von der Polizei erst ca. ein Jahr nach Sonjas Verschwinden, nämlich am 23.04.1996, befragt.
– Warum sollen Robert und Sonja mit der U-Bahn zum Josephsplatz, anstatt zum Stiglmaierplatz gefahren sein? Der Fußweg vom Josephsplatz zum „Vollmond“ ist deutlich länger, als der Fußweg vom Stiglmaierplatz zum „Vollmond“. Des weiteren ist der Fußweg vom Josephsplatz zum „Vollmond“ für einen Ortsunkundigen viel komplizierter. (Robert gab selbst an, im „Vollmond“ noch nie zuvor gewesen zu sein)
– Warum fanden Robert und Sonja sofort Platz am Tisch von Josef und Julian, obwohl das Lokal laut Aussage der Kellnerin an diesem Abend sehr voll war?
– Warum geben die Jungs an, an einem 4er-Tisch gesessen zu haben, obwohl im gesamten Lokal kein einziger 4er-Tisch existierte? Im „Vollmond“ gab es damals ausschließlich 6er-Tische.
– Sollten die vier an einem 6er-Tisch gesessen haben, müssten sich die zwei weiteren Personen die an diesem Tisch saßen, dann nicht nachher an Sonja, Robert, Josef und Julian erinnert haben?
– Warum fand sich kein Zeuge, der sich daran erinnern konnte Sonja, Robert, Julian, oder Josef im Vollmond gesehen zu haben? Zumindest Julian und Josef müssten doch durch ihr jugendliches Alter in so einem Lokal aufgefallen sein (beide damals erst 14 und 15 Jahre alt)
– Waren Sonja, Robert, Josef und Julian an diesem Abend überhaupt im „Vollmond“?
– Warum behauptete Julian, Robert zuvor nicht gekannt zu haben?
Robert rief am späten Nachmittag des 10.04.1995 an einem Montag, mehrmals bei den Engelbrechts an und redete so lange auf Sonja ein, bis sie schließlich einwilligte, am Abend mit ihm auszugehen.
Da sie jedoch nicht allein mit ihm ausgehen wollte, versuchte sie, zumindest jemand aus der Mädchengruppe zum Mitgehen zu motivieren. Lucie lehnte ab, mit dem Argument, dass sie als Berufstätige am nächsten Tag früh aufstehen müsse. Die anderen Mädchen hat Sonja telefonisch nicht erreichen können. Sonja und Robert hatten in dieser Woche (Karwoche) bereits Schulferien.
Sonja zog an diesem Abend zum ersten Mal eine enge, schwarze Lederhose an, die sie sich erst kurz zuvor von ihrem Geburtstagsgeld gekauft hatte. Und auch die schwarze Lederjacke im 70er Jahre Stil, die Sonja von ihrer Oma geschenkt bekommen hatte, zog sie an diesem Abend zum ersten Mal an.
Die überwiegend schwarze Kleidung, die Sonja an diesem Abend trug, entsprach nicht ihrem üblichen Kleidungsstil. Ihre Mutter musste Sonja noch mehr oder weniger dazu überreden die schwarze Lederjacke auf Grund der Wetterverhältnisse überhaupt anzuziehen.
Ein Streit zwischen Sonja und ihrer älteren Schwester Silvia fand entgegen anderslautenden Presseberichten an diesem Abend nicht statt. Es war von vorneherein klar, dass Sonja das Auto der Schwestern an diesem Abend nicht nutzen konnte. Denn sie hatte es nicht reserviert und an einem Montag stand üblicherweise Sonjas Schwester das Auto zu.
Wenn Sonja aber unbedingt mit dem Auto in den „Vollmond“ hätte fahren wollen, dann hätte sie das Auto ihrer Eltern nehmen können.
Sonja war es grundsätzlich aber auch gewohnt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, da sie den Führerschein zum Zeitpunkt ihres Verschwindens erst seit knapp vier Monaten besaß.
Sonja verließ gegen 20:45 Uhr die elterliche Wohnung, nachdem sie sich von ihrer Mutter verabschiedet hatte, um sich mit Robert am Münchner Hauptbahnhof (häufiger Anlaufpunkt der Gruppe) zu treffen.
– Warum war es Robert so sehr wichtig, dass Sonja gerade an diesem Abend mit ihm ausging?
– Warum ließ sich Sonja von Robert zum Ausgehen überreden, obwohl sie so müde war?
– Womit genau überredete Robert Sonja zum Ausgehen?
Bereits in den Frühstunden des 11.04.1995 stellt Sonjas Mutter fest, daß Sonja außergewöhnlich lange ausblieb. Sonjas Zimmertür stand noch offen wie beim Weggehen; nach Rückkehr machte sie die immer zu. Normalerweise kehrte sie spätestens um 3 Uhr zurück. Wenn sie ausblieb und bei ihren Freundinnen übernachtete, teilte sie dies per Telefon ihren Eltern mit, selbst zu später Stunde.
Über das ungewöhnlich lange Wegbleiben ohne Nachricht waren Sonjas Eltern anfänglich etwas verwundert und vermuteten nur eine Ausnahmesituation. Ihre Mutter konnte sich am Vormittag des 11.04.1995 nicht mehr weiter damit beschäftigen, da sie 2 Arzttermine zu erledigen hatte. Als nach ihrer Rückkehr zur Wohnung um ca. 14 Uhr Sonja immer noch abwesend war, versuchte sie, die Sache zu klären und führte dazu diverse Telefonate.
Hierbei erzählte ihr Robert, daß er Sonja am Stiglmaierplatz zurückgelassen hatte und das Sonja angeblich ihre Schwester zwecks Abholung anrufen wollte.
Im Laufe des späteren Nachmittags wurden Sonjas Eltern bei der Polizeiinspektion 33 vorstellig zwecks Vermisstenanzeige. Die Entgegennahme wurde mit der Begründung der Volljährigkeit und dem damit gebotenen Selbstbestimmungsrecht abgelehnt. Es wurde jedoch zugesagt, bei der Streife, zumindest ein gewisses Augenmerk auf diese Sache zu werfen. Ob dies tatsächlich erfolgte, ist unbekannt.
Auch der 2. Versuch am nächsten Tag wurde erneut abgewiesen. Der Verdachtshinweis von Sonjas Eltern auf ein unfreiwilliges Wegbleiben und das Sonja kaum Geld mitführte wurde mit der offensichtlichen als Scherz gedachten Bemerkung begegnet, daß sie sich bei diesem Aussehen auch ohne Geld vergnügen könne.
Später baten Sonjas Eltern dann auch verschiedene örtliche (auch öffentlich-rechtliche) Rundfunksender, Suchmeldungen zu verbreiten, was, mit Ausnahme von Radio Charivari, mit der Begründung abgelehnt wurde, daß hierfür eine polizeiliche Erlaubnis erforderlich sei. (Viel später waren dann auch BR 1 und die Deutsche Welle zu ein- oder zweimaliger Ausstrahlung bereit. Spätere diesbezügliche Bemühungen beim Weissen Ring bzw. „XY Unbekannt“ lehnte man beim ersten telefonischen Versuch bei der DFK in München mit der Begründung ab, daß hier nichts sensationell Kriminelles vorliege und beim zweiten in Mainz, daß, in Absprache mit der Polizei, eine Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt nicht hilfreich sei.
Auch die Taxivereinigung wies das Anliegen von Sonjas Eltern nach einer Suchmeldung zurück, angeblich sei später eine Durchsage an alle Fahrer erfolgt. DRK und Heilsarmee zeigten sich ebenso wenig hilfreich.
Am Mittwoch, 12.04.1995 am Nachmittag nahmen Sonjas Eltern dann unmittelbaren Kontakt mit der Vermißtenstelle (KPD 1 Dez. 11) auf und legten dort den Fall dar. Nach darauf erfolgter Abstimmung zwischen PI 33 und Dez. 11, wurde also nach dem dritten Versuch, am späten Nachmittag bei der PI 33 der Vermißtenfall aufgenommen und auch in die nationale (angeblich auch über INTER-POL in die internationale) Vermißtendatei eingegeben. Polizisten der PI 33 durchsuchten dann die Wohnung von Sonjas Eltern, sowie Keller und Boden des Wohnhauses, vermutlich nach einer Leiche o.ä. (dies war die erste Durchsuchung, es folgten dann noch weitere von Vermißten-, dann Mordkommissariat und letztlich vom LKA im Rahmen der Fingerabdruckaufnahme, letzere allerdings erst nach exakt 3 Monaten).
Die Medien erhielten somit erst am Gründonnerstag, dem 13.04.1995, also erst 2 Tage danach in der polizeilichen Pressekonferenz Kenntnis von Sonjas Verschwinden. Wegen des darauf folgenden Feiertags, dem Karfreitag, erschienen diesbezügliche Zeitungsberichte erst am Samstag, den 15.04.1995, also nach 4 Tagen.
Da Robert mittlerweile mit seinen Eltern über Ostern in die jugoslawische Heimat abgereist war, ging die Vermißenstelle überzeugt davon aus, daß Sonja mitgereist sei und nach Ostern wieder zurückkehre. Als dies nun doch nicht eintraf, fand man ein anderes Argument, um den Fall nicht weiter angehen zu müssen, indem man meinte, daß sie dann eben mit ihrer großen Liebe an einem schönen Ort das Leben genieße und halt erst zum Schulanfang käme. Dies ist u.E. ein signifikanter Hinweis darauf, in welcher Weise hier vorgegangen wurde, wodurch kostbare Zeit zum rechtzeitigen Ergreifen von Maßnahmen zum Feststellen von Sonjas Verbleib und eine ausreichende Spurensicherung vertan wurden (z.B. in der fraglichen Telefonzelle und Wohnung).
Auf Grund vorangegangener Erfahrungen und aus Sorge, fragten Sonjas Eltern natürlich öfters bei der Vermißtenstelle über den Ermittlungsstand nach, und, ob sie zu weiteren Auskünften gebraucht würden, dies war offensichtlich nicht im dortigen Sinne. So wurde dort u.a. geäußert, daß man Wichtigeres zu tun habe, als sich um eine Ausreißerin zu kümmern.
Damit war für Sonjas Eltern ersichtlich, wie dieser Fall dort bewertet und behandelt wurde.
Wie erwähnt, übernahm die Mordkommission (MK 1) in der 3. Woche nach Sonjas Verschwinden den Fall und begann dann (so etwa ab der 4. Woche) mit den ersten Einvernahmen und den o.g. Suchaktionen sowie auch mit anderweitigen.
Mittlerweile setzte sich aber auch bei der Polizei die Meinung durch, daß Sonja nicht freiwillig weggeblieben ist, wovon Sonjas Eltern von Anfang an überzeugt waren und dies auch dort deutlich bekundet haben. Wesentlicher Hinweis für ein unfreiwilliges Wegbleiben ist für Sonjas Eltern die Tatsache, daß sie ihr Auto, größere Geldbeträge, Kleider, Taschen, etc. nicht mitnahm. Sie führte zwar gewohnheitsmäßig Führerschein und Ausweis mit sich, jedoch nicht einmal eine Handtasche und lediglich DM 5,-, vorgesehen für Getränke im Lokal (angeblich hat sie nur 1 Bier bestellt). Dieser geringe Geldbetrag lag darin begründet, daß sie nicht gefilzt bzw. von Drogensüchtigen angebettelt oder selbst gezwungen werden konnte, Drogen zu kaufen.
Sonjas Eltern bemühten sich von Anfang an, ständig Kontakt mit der Polizei zu halten und relevante Informationen zu liefern. Dabei stellten sie fest, daß dies offensichtlich nicht immer möglich, wie auch gewünscht war, mit Ausnahme der Einvernahme. Diese stellte jedoch lediglich auf die von dort vorgegebenen Fragen ab. Die persönlichen Erkenntnisse Sonjas Eltern schienen dort offensichtlich nicht bedeutsam oder wichtig und fanden daher auch keinen Niederschlag in den Vernehmungsprotokollen.
Zwecks Kontakt und Informationsaustausches bzw. zur Erzielung eines Informationsgleichstand, baten Sonjas Eltern beim zuständigen Dezernat 11 um ein Gespräch, denn dort war ihres Erachtens keine Bemühung um weiteren Kontakt mit ihnen zu erkennen. Ein weiterer Grund hierfür war auch, daß nach ihren Feststellungen dort offensichtlich ein unterschiedlicher Informationsstand zwischen den Ermittlern bestand. Das erste Gespräch, unter Beteiligung des Dezernatleiters Kriminaloberrat Nagel, fand dann am 18.05.1995 statt. Sonjas Eltern wiesen dort besonders auf die erheblichen Ungereimtheiten in den Aussagen des damals letzten Begleiters von Sonja, Robert hin. Dies wurde jedoch mit der Begründung abgetan, daß sie subjektiv emotional urteilten.
Im übrigen entstand der Eindruck eines gespannten, wenig einvernehmlichen bzw. verständnisvollen, ja sogar vorwurfsvollen Gesprächsverlaufs, wenngleich verbal dort Gegenteiliges geäußert wurde. Eine gewisse Vorbelastung ergab sich natürlich dadurch, daß die Vernehmung von Sonjas Schwester Silvia, aussage gemäß, lautstark, unharmonisch, und unter verschiedenen „Vorhalten“, hierbei insbesonders Mordunterstellung, Bezichtigung der Lüge, etc. verlief. Die Polizei begründete dies mit der 2-maligen Verschiebung des Einvernahmetermins durch Silvia. Nachweislich war dies aus gesundheitlichen Gründen zwingend geboten (u.a. Pfeiffersches Drüsenfieber, ärztliche Behandlung, etc.).
Ihr wurde dabei eine staatsanwaltschaftliche Vorführung udgl. angedroht. Letzteres wäre ohnehin im Sinne von Sonjas Eltern gewesen, weil sie sich erhofften, daß der Vermißtenfall dadurch der Staatsanwaltschaft zur Kenntnis gelangt, falls nicht schon bekannt, und dadurch diese dann die Ermittlung übernahm bzw. sich diese qualitativ verändert.
Silvia wurde auch deswegen des Mordes beschuldigt, weil Mädchen aus Sonjas Clique gelogen haben. Lucie, Anna, und Elli sagten vor der Polizei aus, Sonja habe Silvia den Freund weggenommen, dies trifft jedoch nicht zu!
Nun zurück zu den Fragen, die Sonjas Vater bei der Einvernahme gestellt wurden. Sie zeigten, daß die Polizeidienststelle selbst in dieser relativ langen Zeit, offensichtlich nicht den richtigen Ansatz gefunden hatte oder finden wollte und den Verdacht, vermutlich bequemerweise, auf die Familie legte; was dies für die Familie Engelbrecht bedeutete, wird sich jeder einigermaßen vorstellen können!
Dies führte bei Sonjas Eltern, besonders im Zusammenhang mit dem bis dahin gesammelten Erfahrungen bei der Vermißtenstellte (K 111 des Dez 11) und einer Vorsprache bei der Vermißtenstelle des LKA (1. HK Mielke), zwangsläufig zu entsprechenden Vorbehalten. Wobei Sonjas Eltern mittlerweile ihre positiven Erwartungen dort hinsichtlich angemessenem- bzw. gebotenem Vorgehen zur Aufklärung bzw. Lösung dieses relativ einfachen Vermißtenfalls aufgeben mußten. Leider hat sich die damalige Einschätzung Sonjas Eltern inzwischen bestätigt. Hier nur ein Beispiel einer Frage bei der Einvernahme: „Ob Sonja oder deren Vater nackt in der Wohnung herumliefen“ udgl.
Eine zweite Besprechung beim Dez. 11 unter Beisein des Dez. Leiters Kriminaloberrat Nagel, veranlaßt durch Sonjas Mutters schriftliche Anfrage bezüglich des Ermittlungsstandes, da sie Angaben für die Versicherungsangelegenheiten benötigte, kam am 29.06.1995 zustande. Sonjas Eltern wurden aufgefordert, Verschwiegenheit über dieses Gespräch zu halten, an Ende fragten sie sich allerdings worüber eigentlich. Denn ihrer Meinung nach kam nur Allgemeines und Unbedeutendes zur Sprache; Vertrauliches war nicht zu erkennen. Dort wurden Sonjas Eltern lediglich ermahnt, wie Sonjas Mutter schon vorher von der Polizei und Sonjas Vater, in einem vorangegangen Gespräch mit der Staatsanwältin Frau Illini, jeglichen Kontakt mit der Familie des Robert dringend zu unterlassen.
Erst im zweiten der o.g. Gespräche mit dem Dez. Leiter Kriminaloberrat Nagel erfuhr dieser von einem vorangegangen Vorsprechen von Sonjas Vater bei Roberts Vater und diesbezüglicher Beschwerde dieser Familie über dieses Vorgehen, sowie der Auflage seitens der MK1 Sonjas Eltern gegenüber, solche Kontakte und Gespräche zu unterlassen.
Es muss betont werden, daß die Familie von Robert jegliche Unterstützung zur Aufklärung kategorisch und in unflätigster Weise ablehnte und weiterhin ablehnt mit dem Hinweis, daß „sie mit der Sache nichts zu tun habe und wer weiß wen Sonja anrufen wollte“. Auch Robert selbst hat nie eine Bemühung erkennen lassen, bei der Suche mitzuhelfen, sondern das Gegenteil, wie bereits erwähnt. Über jeglichen Kontaktversuch von Sonjas Eltern, beschwerten sie sich umgehend bei der Polizei.
Trotz des bei der zuständigen Polizeidienststelle bekundeten professionellen Vorgehens und des Hinweises, daß Sonjas Eltern alles Weitere getrost der Polizei überlassen sollten, konnten sie sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie nicht ausreichend einbezogen wurden.
Sie wendeten sich deshalb an die Staatsanwaltschaft, von der sie bis dahin auch noch nicht angesprochen wurden.
Die ihnen bis dahin bekannten wesentlichen Aussagen zum Verschwinden faßten sie mit einer abschließenden Bewertung in einem Schreiben zusammen. Darin wiesen sie auf die vielen Ungereimtheiten in den Aussagen des Robert, dem sog. letzten Begleiter von Sonja deutlich hin.
Im Telefonat am 30.07.1995 erklärte die zuständige Staatsanwältin Frau Illini (Staatsanwaltschaft München 1) sinngemäß, daß sie diese Ungereimtheiten in den Aussagen des Robert zwar erkenne, diese aber nicht ermittlungserheblich seien und im übrigen auch keine rechtlichen Mittel diesbezüglich gegeben seien. Sonjas Eltern sollen nur dann wieder an sie heran treten, wenn sie über neue ermittlungserhebliche Kenntnisse verfügen.
Auch hier wurde Sonjas Eltern wieder dringend angeraten, jeglichen Kontakt mit der Familie von Robert zu unterlassen, um Nachteile für sie zu vermeiden. Welcher Art diese Nachteile sein sollen, wurde trotz Nachfrage bis heute nicht geklärt.